Foto von Händen, die Modezeichnungen skizzieren
Einblicke & Inspiration

Wie man eine Modemarke gründet – ein Interview mit einer Designerin

Wir unterhalten uns heute mit einer Modedesignerin und Markenexpertin darüber, wie man eine Modemarke gründet. Ein Muss für alle, die mit dem Gedanken spielen, dasselbe zu tun!
2023-08-09
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Die Gründung eines Unternehmens oder einer Modemarke kann eine nervenaufreibende Erfahrung sein. Gerade zu Beginn gibt es derart viele neue Situationen und Ungewissheiten, dass einem leicht schwindelig werden kann! Wir hatten vor kurzem die Gelegenheit, mit einer Markenexpertin und Modedesignerin zu sprechen, die genau weiß, wie es ist, den aufregenden Sprung ins Unternehmertum zu wagen. Ausgestattet mit einem Abschluss in Branding und Design und Erfahrung in der Zusammenarbeit mit einer etablierten lokalen Persönlichkeit im Modedesign, hat sie sich mit einem Geschäftspartner zusammengetan, um eine eigene Bekleidungsmarke zu gründen.

Wenn du also wertvolle Ratschläge und Einblicke von einer Unternehmerin hören möchtest, die in den letzten anderthalb Jahren sämtliche Erfahrungen gemacht hat – und nebenbei noch ihrem normalen Job nachgeht – dann bist du hier genau richtig! Sei dabei, wenn wir tiefer in die Materie einsteigen und die Details der Gründung ihrer Modemarke besprechen.

PS: Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs stand unsere Interviewpartnerin noch bei ihrem Arbeitgeber unter Vertrag und bat uns daher, ihren Namen zunächst nicht zu veröffentlichen.

 Bild von Modedesignerin und Modedesigner, die an einem Schreibtisch arbeiten

DLS - Was ist dein Werdegang, und was hast du vor der Gründung deiner eigenen Bekleidungslinie gemacht?

Designerin - Ich habe an einer Universität Branding und Design für die Modeindustrie studiert. Dabei ging es sowohl um Design als auch um Markenstrategie und darum, wie sich Marken in der Öffentlichkeit darstellen.

DLS - Was hat dich dazu bewogen, deine eigene Bekleidungslinie zu gründen?

Designerin - Mein Geschäftspartner hatte diese Markenidee und suchte eine kreative Designerin, die das Ganze in die richtige Form bringt. Wir fingen damit an, über alle möglichen Ideen zu sprechen. Üblicherweise beginnt eine Kollektion mit einem Konzept, etwa einem Land oder einer Kultur. Wir machten es jedoch ein bisschen anders und starteten unser Konzept mit der Grundidee von drei Säulen. Wir haben alles sehr sorgfältig ausgearbeitet. So gibt es zum Beispiel eine ruhige Kollektion, eine energiegeladene Kollektion und eine Kollektion, die eine Verbindung zu anderen Menschen herstellt.

DLS - Erzähle uns bitte, wie du den Prozess der Unternehmensgründung umgesetzt hast.

Designerin - Wir begannen mit einem Brainstorming zu Ideen und Konzepten und erstellten Moodboards für sie. Dann begann ich mit dem Skizzieren, da wir wussten, dass alle Illustrationen handgezeichnet sein sollten. Während dieses Prozesses haben wir auch festgestellt, dass es uns sehr wichtig ist, ein Unternehmen zu gründen, das so nachhaltig wie möglich agiert. Wir arbeiten nur mit Leuten und Unternehmen in der Lieferkette zusammen, die die Menschen in den Fabriken fair behandeln. Weiterhin wollen wir die nachhaltigsten Materialien und Methoden einsetzen, die wir beschaffen können, wie z. B. Druckfarben auf Wasserbasis.

DLS - Was war bislang das schwierigste Unterfangen für dich?

Designerin - Es wird bei uns viel experimentiert, was viel Zeit in Anspruch nimmt. Außerdem war es schwierig, Lieferanten zu finden, die etwas nach unseren genauen Standards und in unserer gewünschten Qualität herstellen wollen. Unsere Idee war es, einen neuen Weg zu begehen, und viele Lieferanten sagten einfach nein. Das bedeutete, dass wir uns nach vielen gescheiterten Anläufen mit Fabriken immer wieder gegenseitig motivieren und uns unsere ursprüngliche Vision vor Augen halten mussten.

DLS - Und was war für dich das Schönste an der Gründung einer Bekleidungsmarke?

Designerin - Da gab es so viele Momente! Aber der Teil, der am meisten heraussticht, war zu Beginn, als wir mit dem Brainstorming begannen. In dieser Phase war es wie eine leere Leinwand und es gab keine Beschränkungen. Am Anfang möchte ich mir generell keine Gedanken über Einschränkungen in Bezug auf das Budget usw. machen müssen, sodass ich das Gefühl habe, dass es eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten ist. Wenn man dann etwas weiter in den Prozess hineingeht, kann man damit beginnen, Ideen zu verwerfen und Grenzen festzulegen. Aber ich mag es, dass am Anfang noch alles sehr offen ist.

DLS - Gab es etwas, das sich als einfacher herausgestellt hat, als du es erwartet hattest?

Designerin - Ja! Nach all den Schwierigkeiten beim Sampling hat es wirklich Spaß gemacht, unsere erste Kampagne zu erstellen, denn wir konnten endlich sehen, wie sich alles zusammenfügte. Wir haben mit anderen Leuten an der Kampagne gearbeitet, und es war schön, neue Einflüsse und Anregungen zu bekommen. Wir haben uns die Geschichte für das Video ausgedacht und die Fotos an einem sehr schönen Ort selbst aufgenommen, und ich hatte das Gefühl, dass die Stimmung an diesem Tag außergewöhnlich gut war. Es war einfach richtig locker und entspannt, und alle hatten die Story wirklich verinnerlicht. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass sich die ganze harte Arbeit zu Beginn langsam auszahlt.

DLS - Hast du einen Ratschlag für Leute, die darüber nachdenken, eine eigene Marke zu gründen?

Designerin - Der Anfang ist oft am schwierigsten. Man hat wahrscheinlich schon lange eine Idee im Kopf, aber eigentlich geht es zunächst nur darum, den ersten Schritt zu tun, sonst wird es nie etwas. Man muss also einfach irgendwann loslegen! Auf dem Weg wird es immer gewisse Schwierigkeiten und Probleme geben, die es zu lösen gilt, aber das gehört dazu. Und wenn man einmal angefangen hat, sollte man sich nicht scheuen, mit anderen darüber zu sprechen. Wir haben es als sehr hilfreich empfunden, unsere Vision und unsere Ideen mit anderen zu teilen und uns das Feedback und die Reaktionen anderer anzuhören. Das gibt einem neue Perspektiven und kann einem Kraft geben.

DLS - Da du aus dem Bereich Branding kommst, hast du Tipps für die Erstellung aussagekräftiger Visuals?

Designerin - Alles muss stimmig sein. Die Kleidungsstücke, die Designs und Illustrationen, die Webseite, Fotos und Videos, aber auch die nicht-visuellen Teile sollten ein ähnliches Gefühl vermitteln. Dabei hat uns geholfen, dass wir zu Beginn eine starke Philosophie für die Marke entwickelt hatten. Nichts sollte übersehen werden und alle Wege, die Kundinnen und Kunden zurücklegen, sollten die Philosophie der Marke widerspiegeln. Von dem, was auf Instagram gezeigt wird und wo die Kundinnen und Kunden auf die Webseite aufmerksam werden, bis hin zur Art und Weise, wie sie die Kleidungsstücke zu Hause erhalten.

DLS - Kannst du uns abschließend noch etwas über die individuellen Etiketten deiner Marke erzählen und wie du sie gestaltet hast?

Designerin - Wie auch bei den anderen Teilbereichen unserer Marke haben wir uns stets auf die kleinen Details konzentriert. Bei unseren Markenetiketten sind wir ganz traditionell vorgegangen, da wir wollten, dass unsere Drucke wirklich hervorstechen und alles andere mit dem Kleidungsstück quasi verschmilzt und eine Einheit bildet. Sie sind groß und in einem dezenten Weiß/Beige-Ton gehalten, um der Farbe des Rohmaterials zu entsprechen, und ziemlich minimalistisch, nur das Markenlogo ist zu sehen. Sie sehen an den Kleidungsstücken sehr schick aus, weshalb wir mit ihnen sehr zufrieden sind. Mit Farben kann man so viel ausdrücken, deshalb würde ich allen raten, sich über Farben zu informieren und auch über die Farben nachzudenken, die sie bereits verwenden. Unsere Etiketten sind zwar einfach gehalten, aber unsere Anhängeetiketten enthalten viele Informationen. Dort haben wir mehr über unsere Markenphilosophie und unsere Motivation hinter den Pullovern angegeben. Wir haben uns für Anhängeetiketten aus recycelter Pappe entschieden, weil es hochwertig aussieht und gut zur Geschichte unserer Marke passt. Wenn man so lange an einer Kollektion oder einem Artikel gearbeitet hat, ist es sehr wichtig, ihn am Ende auch auf die richtige Weise zu präsentieren. Gute Etiketten, ein gutes Fotoshooting und eine ansprechende Online-Präsenz.

Wenn du bereit bist, dich auf dein eigenes Abenteuer einzulassen, dann mach den ersten Schritt. Hol dir Feedback von anderen und schaffe ein einheitliches Markenerlebnis, das deine Philosophie widerspiegelt. Und vergiss nicht, dass selbst die kleinsten Details, wie z. B. individuelle Etiketten, einen großen Einfluss auf die Identität deiner Marke haben können.